Wagenbaugruppe Kampftrinker cruisen mit knallrotem Bobby Car durch die Feste Ottenstein

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Dirk Rewer (l.) und Dirk Hollad legen letzte Hand an das rote Rutschauto.
Dirk Rewer (l.) und Dirk Hollad legen letzte Hand an das rote Rutschauto. © Nicole Rogozinski
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Mit leise tuckerndem Motor rollt der rote Massey-Ferguson-Traktor auf den Vorplatz der Wagenbauhalle. Er zieht ein ebenfalls rotes Gefährt, das hierzulande wohl jedes Kind kennt. Das lachende Gesicht eines riesigen Bobby Cars kommt hinter dem Traktor zum Vorschein.

Noch fehlen die allerletzten Details des auf Gardemaß vergrößerten Rutschautos. „Die kommen Samstagnachmittag“, verspricht Dirk Hollad. Er und seine Jungs vom Karnevalsklub „Die Kampftrinker“ haben viel Erfahrung mit Rosenmontagszügen. Seit 1989 bauen die Ottensteiner jedes Jahr einen spektakulären Wagen.

Zweiter Einsatz im Sommer

Ein Teil der Kampftrinker mit ihrer neuesten Kreation: Einem riesigen Bobby Car.
Ein Teil der Kampftrinker mit ihrer neuesten Kreation: einem riesigen Bobby Car. © Nicole Rogozinski

Das tomatenrote Gefährt, das sich die Truppe dieses Mal einfallen lassen hat, versprüht seinen ganz eigenen Charme. Dass der Beitrag der Gruppe in der aktuellen Session etwas kleiner ausgefallen ist als gewöhnlich, hat einen ganz pragmatischen Grund, wie Matthias Vos weiß.

„Wir haben den extra ein bisschen kleiner gebaut, weil wir den im Sommer nochmal fahren müssen“, spielt er auf das Jubiläum der Karnevalsgesellschaft Burggeister um Pfingsten herum an. Auch die Kampftrinker sind schon fest für den Jubiläumsumzug gebucht. Und ein kleinerer Wagen lässt sich in der Halle auf dem Hof Göring einfacher lagern, bis es so weit ist. Zunächst muss sich der rote Flitzer aber auf dem Rosenmontagszug bewähren.

Hommage an einen Klassiker

Zur WM in Deutschland 2006 haben die Kampftrinker das Brandenburger Tor nachgebaut.
Zur WM in Deutschland 2006 haben die Kampftrinker das Brandenburger Tor nachgebaut. © privat

Zu der Idee für das Bobby Car haben sich die Karnevalisten schon Ende November inspirieren lassen. „Im November ist unsere Versammlung und da entscheiden wir, was wir so bauen“, erklärt Dirk Hollad. Dass es diesmal das Traumauto eines jeden Zweijährigen geworden ist, hat ebenfalls einen Grund: Die Kampftrinker haben damit eine Hommage an den gummibereiften Klassiker geschaffen, der in diesem Jahr 50 Jahre alt wird.

Die 15 Männer selbst werden sich an Rosenmontag in stilechte Rennfahrer-Overalls werfen. Aber: „Der Fokus liegt bei uns eindeutig auf den Wagen“, wiegelt Torsten Thiemann lächelnd ab. Denn der Star ist und bleibt selbstverständlich das Bobby Car.

Anfänge bei Asterix und Obelix

Den großen Prinzenhut gab es für Kampftrinker-Mitglied Gerd Göring, der 1999 Prinz war.
Den großen Prinzenhut gab es für Kampftrinker-Mitglied Gerd Göring, der 1999 Prinz war. © privat

Die erfahrenen Wagenbauer haben auf sämtliche Feinheiten geachtet, vom Schriftzug bis zum Logo vorne auf der Kühlerhaube. Darauf legen sie großen Wert. „Ich finde, wenn wir schon bauen, dann bauen wir immer sehr genau“, sagt Dirk Hollad und gibt dem Riesen-Rutschauto einen kleinen Klaps.

Seit mittlerweile rund 33 Jahren treffen sich die Männer in der Halle auf dem Hof Göring. Ein Blick in das Bildarchiv der Kampftrinker offenbart die große Kreativität, mit der die Gruppe immer wieder den Ottensteiner Rosenmontagszug bereichert. Angefangen hat alles mit den gallischen Superhelden Asterix und Obelix.

Ein Bild aus den Anfangstagen: Die Kampftrinker als Asterix und Obelix auf ihrem Wagen.
Ein Bild aus den Anfangstagen: die Kampftrinker als Asterix und Obelix auf ihrem Wagen. © privat

Stammtisch probiert was Neues

Da waren die Kampftrinker selbst noch Jugendliche, die mit ihrem Stammtisch einfach mal was Neues ausprobieren wollten. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch der Name des Klubs. Inzwischen sind die meisten der Männer Familienväter, was sich auch in der Auswahl der Themen niedergeschlagen hat, wie Torsten Thiemann sich erinnert.

„Früher haben wir immer viele unserer Kinder auf dem Wagen gehabt. Dementsprechend haben wir auch viele Kinderthemen gehabt, wie Spongebob und Wickie“, sagt Thiemann. Die Kampftrinker können aber auch ganz anders. Vor wenigen Jahren ließen sie beispielsweise die Titanic in der Feste noch einmal untergehen.

Die Titanic ging in der Feste Ottenstein spektakulär unter, gebaut von den Kampftrinkern.
Die Titanic ging in der Feste Ottenstein spektakulär unter, gebaut von den Kampftrinkern. © privat

Heiratsantrag unter Eiffelturm

Zum 30-jährigen Bestehen fuhr dann ein riesiger Eiffelturm durch Ottenstein, inklusive hydraulisch abknickbarer Spitze. „Wir haben jede einzelne Strebe aus Spanplatten ausgesägt. Das hat dann ziemlich lange gedauert“, sagt Dieter Rensing.

Gelohnt hat sich die Mühe auf alle Fälle. Nicht nur, weil die Zuschauer etwas Spektakuläres zum Gucken hatten. Unter dem Ottensteiner Eiffelturm kam sogar eine gehörige Portion Romantik auf, als ein verliebter Zuschauer seiner Zukünftigen dort einen Heiratsantrag machte.

Einmal haben die Kampftrinker sogar einen Prinzen aus ihren Reihen gestellt. Als Gerd Göring 1999 als Tollität die Ottensteiner Narren regierte, fertigte sein Club ihm einen überlebensgroßen Prinzenhut an. Der Elferrat war damals von der Konstruktion so begeistert, dass die Burggeister den Hut kurzerhand übernahmen und als Deko für die Jubiläumsfeier nutzten.

Doch so wie die meisten Kreationen der Kampftrinker wartet wohl auch auf das mit viel Liebe gebaute Bobby Car spätestens nach seinem zweiten großen Auftritt ein trauriges Schicksal: die Zerstörung. „Oder wir versuchen, den über Ebay an eine andere KG zu verkaufen“, räumt Dirk Hollad eine Möglichkeit ein, den knuffigen roten Flitzer vielleicht doch noch zu retten. Wie auch immer: In der kommenden Session sind die Kampftrinker auf jeden Fall wieder dabei, mit einer tollen neuen Idee.

Auch die Familie Feuerstein hat die Ottensteiner Wagenbaugruppe schon ins Rollen gebracht.
Auch die Familie Feuerstein hat die Ottensteiner Wagenbaugruppe schon ins Rollen gebracht. © privat