Wie wohl nur wenige Teamkollegen blickt Marius Wolf im noch jungen Alter von 27 Jahren auf eine stattliche Zahl an Karriere-Stationen zurück, die vor allem auch belegen, dass sein Weg im Profifußball längst nicht immer gradlinig verlief. Und über einen langen Zeitraum deutete auch sehr wenig daraufhin, dass der Weg ihn jetzt zur A-Nationalmannschaft führen würde.
BVB-Verteidiger Wolf will ans „Limit kommen“
Am Mittwoch sprach Wolf, im Team von Borussia Dortmund auf der Seite vieler Gewinner sicher derjenige, der sich dort am überraschendsten seinen Platz erkämpft hat, im Rahmen der täglichen DFB-Pressekonferenz über eine Reise mit Umwegen, Rückschritten, schwierigen Momenten – aber mit immer einem klaren Ziel: „Ich versuche immer, an mein Limit zu kommen.“
Mit Niclas Füllkrug, der neben Wolf saß und vielleicht für den gebürtigen Coburger im Herbst ein inspirierendes Beispiel war, weil er wie Wolf jetzt sehr spät ins DFB-Rampenlicht trat, verbindet den Dortmunder Außenbahnspieler eine gemeinsame Zeit bei Hannover 96. Für Wolf, damals 20 Jahre jung, war es der Sprung ins Bundesliga-Wasser. Mit gut einem Jahr Vorlauf beim Zweitligisten 1860 München glaubte er auch gut vorbereitet zu sein.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Doch die Zeit bei den Niedersachsen führte Marius Wolf durch eine harte Schule. Er wurde zur zweiten Mannschaft abgeschoben, es war aber auch die Phase in seiner Karriere, in der er erkannte, dass sich harte Arbeit am Ende meistens auszahlt. „Es waren schwierige Monate“, meint Wolf, „und sicher habe ich damals nicht gedacht, dass ich es mal bis zur Nationalmannschaft schaffe. Aber ich habe dort viel gelernt, was mir für meine spätere Karriere sehr geholfen hat.“
BVB-Interesse bei der SGE geweckt
Immer wieder musste Wolf in den Folgejahren Klippen umschiffen, Rückschläge verarbeiten. Der Durchbruch gelang ihm in Frankfurt, dort wurde der BVB auf den rechten Flügelspieler aufmerksam. Doch in Dortmund hingen die Trauben hoch. Und nach einem Jahr mit wenig Rückendeckung folgte die erste Leihe, damals zur Hertha, bei der ein gewisser Kevin-Prince Boateng den Spruch prägte, es würde ihn überraschen, wenn Marius Wolf nicht irgendwann Nationalspieler würde.
Vier Jahre liegt diese Anekdote zurück. Bis heute steht Wolf in Kontakt zu Boateng, und nach der DFB-Nominierung „haben wir natürlich in dieser Woche telefoniert.“ Doch trotz der lobenden Worte des schillernden Fußball-Profis aus der Hauptstadt dauerte es, bis Wolf den geraden Weg Richtung DFB-Campus ging.
Wolf will sich beim BVB durchbeißen
Dass er es im Dortmunder Trikot schaffte, verrät dabei viel über die Mentalität des 27-Jährigen. Eine weitere Leihe nach Köln zeigte ihm zwar, dass er auf Bundesliga-Niveau locker mitspielen kann, beim BVB schienen die Positionen aber nach seiner Rückkehr weiterhin vergeben zu sein. Wolf verweigerte dennoch eine weitere Leihe und auch einen kompletten Wechsel. Er erklärte, sich durchbeißen zu wollen.
Fleiß, harte Arbeit, aber auch Vielseitigkeit haben Marius Wolf am Ende in den Kreis der besten deutschen Fußballer geführt. Er hat sich beim BVB auf vielen verschiedenen Positionen bewiesen, er ist dabei einer, der sehr oft an seine fußballerischen Grenzen kommt, der häufig bei 100 Prozent landet. „Es lohnt sich zu kämpfen“, sagt er, das sei auch einer der Eckpfeiler für den aktuellen BVB-Erfolg.
Bayern-Spiel im Hinterkopf
Nach vielen Erlebnissen auf seiner langen Reise wird Marius Wolf am Samstag gegen Peru und Dienstag gegen Belgien möglicherweise seine ersten beiden Länderspiele bestreiten und damit zwei weitere spezielle Momente hinzufügen, die er nie aus dem Gedächtnis verlieren wird. Und dann nach Dortmund zurückkommen, um sich in wenigen Tagen auf ein weiteres Highlight vorzubereiten.
Die Partie in München spuke natürlich schon im Hinterkopf herum, gesteht Wolf. „Wir wollen dahinfahren und möglichst auch gewinnen. So wie wir jedes Spiel gewinnen wollen.“ Zu viele Gedanken ans Spitzenspiel macht er sich aber noch nicht. „Ich bin hier neu, ich tue gut daran, mich erst einmal voll auf den DFB zu fokussieren.“