Kölns Marius Wolf vor dem Spiel gegen den BVB: „Wir müssen eklig sein“

Redakteur
Marius Wolf im Zweikampf mit BVB-Profi Emre Can. © picture alliance/dpa/AFP Pool
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Wenn der BVB am Samstag auswärts auf den 1. FC Köln trifft, ist es für Marius Wolf eine besondere Situation. Denn er muss im Trikot des FC gegen seinen eigentlichen Klub Borussia Dortmund spielen, der ihn bis zum Ende der Saison in die Domstadt ausgeliehen hat. Beide Mannschaften müssen dringend Punkte sammeln. Köln gegen den Abstieg, der BVB für die Qualifikation der Champions League. Im Interview spricht Marius Wolf über diese pikante Situation und seine Zukunft bei Borussia Dortmund.

Herr Wolf, Borussia Dortmund ist Ihr erklärter Lieblingsklub. Auch wenn Sie aktuell das Köln-Trikot tragen, stehen sie beim BVB noch unter Vertrag. Ist es ein besonderes Spiel für Sie am Samstag?

Auf jeden Fall, speziell gegen Ex-Klubs ist es immer etwas Besonderes. Wenn ich das Kölner Trikot Trage, spiele ich aber für den 1. FC Köln und versuche der Mannschaft so gut zu helfen, wie ich kann.

Für Ihren Trainer ist es das auch. Man liest viel über ein Endspiel für Marcus Gisdol. Wie nimmt das die Mannschaft auf und wie geht sie damit um?

Wir gehen es an wie jedes andere Spiel – der Trainer auch. Natürlich liest man viel. Wir müssen uns aber auf unsere Arbeit konzentrieren. Wir müssen uns hundert Prozent reinwerfen und das Spiel annehmen.

Es gab das Erfolgserlebnis im Derby gegen Gladbach, danach holte Köln aus fünf Spielen nur einen Punkt. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Natürlich haben wir uns die Spiele anders vorgestellt und gehofft, dass wir mehr Punkte mitnehmen. Das ist ganz klar. Im Abstiegskampf muss man so etwas aber schnell abhaken und das nächste Spiel annehmen.

Sie haben in den vergangenen Spielen sicherlich nicht die Leistung gebracht, die Sie sich vorgestellt haben. Wie haben Sie sich selbst gesehen? Liegt es an der Position als Rechtsverteidigers oder hat sie vielleicht die Verletzung aus dem Spiel in Regensburg zurückgeworfen?

Dass es nach der Verletzung nicht so rund bei mir gelaufen ist, kann ich selbst einschätzen. Die letzten Spiele entsprachen absolut nicht dem Anspruch, den ich an mich selbst habe. Ich habe trotzdem versucht zu kämpfen. Es ist aber leider nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Da bin ich kritisch zu mir selbst. Das muss ich besser machen. Dass ich es besser kann, habe ich in dieser Saison oft genug gezeigt. Vielleicht ist die Verletzung noch ein bisschen in meinem Kopf, sodass ein, zwei Prozent gefehlt haben. Ich möchte aber keine Ausrede suchen. Wenn ich sage, ich kann spielen, dann muss ich auch gut spielen.

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Hängt es denn auch mit der Position zusammen? Eigentlich spielen Sie gerne offensiver.

Ich habe die Vierer- oder Fünferkette auch schon oft genug gespielt. Ich will der Mannschaft da helfen, wo ich aufgestellt werde und habe auch schon gute Spiele als Rechtsverteidiger gemacht. Meine Leistung ist nicht von der Position abhängig, sondern von mir persönlich. Ich freue mich auf jedes Spiel, in dem ich eingesetzt werde. Wo, werde ich am Samstag auch erst erfahren.

Sie sind mit dem FC natürlich auf den Abstiegskampf fokussiert, für Borussia Dortmund geht es aber auch noch um die Champions-League-Qualifikation. Schielen Sie mit einem Auge auf die Spiele des BVB?

Nein, wenn ich es auf das Spiel am Samstag beziehe, will ich mit dem 1. FC Köln gewinnen, das ist klar. Dass ich Dortmund in der restlichen Saison Siege wünsche, ist auch klar. In dieser Saison spiele ich aber für Köln.

Gab es schon Gespräche, wie es im Sommer für Sie weitergeht und ob Sie zum BVB zurückkehren?

Ich versuche Köln beim Klassenerhalt zu helfen und denke erst mal an nichts anderes. Die Situation ist hier scharf genug. Was im Sommer passiert und wo meine Reise hingeht, wird man dann sehen. Natürlich habe ich in Dortmund noch für längere Zeit einen Vertrag.

Eine finale Entscheidung ist also noch nicht gefallen?

Nein, das nicht.

Ist beim FC für Sie in Erfüllung gegangen, was Sie sich von Ihrer Leihe erhofft haben?

Absolut. Ich habe jedes Spiel gemacht. Bis auf die letzten zwei, drei Spiele, in denen meine Leistung für mich selbst auch nicht ausreichend war, habe ich eine ordentliche Saison gespielt. Das waren für mich auch der Grund und das Ziel nach Köln zu gehen.

Köln hat das Hinspiel gegen den BVB überraschend gewonnen. Was muss passieren, dass der FC am Samstag wieder als Sieger vom Platz geht?

Im Hinspiel haben wir das, was wir uns vorgenommen haben, zu hundert Prozent umgesetzt. Jeder war voll da. In der ein oder anderen Szene hat es natürlich auch so gepasst, wie es in einem Spiel gegen Dortmund eben passen muss. Es wird wieder darauf ankommen, dass wir den Kampf zu hundert Prozent annehmen. Man hat im Hinspiel gesehen, dass es möglich ist, warum also nicht auch am Wochenende.

Dortmund hat in der letzten Wochen immer stabiler und besser gespielt. Dass sie eine extrem starke Fußballmannschaft sind mit extrem vielen offensiven Stärken, wissen wir alle. Wir müssen eklig sein und wie im Hinspiel dagegenhalten. Beim BVB haben wir jeden Zweikampf angenommen und waren vielleicht sogar zu aggressiv für die Dortmunder.

Erling Haaland wird wahrscheinlich nicht Ihr direkter Gegenspieler, vielleicht bekommen Sie aber trotzdem mit ihm zu tun. Wie verteidigt man den 20-Jährigen am besten?

Er ist natürlich ein Weltklassestürmer und zeigt immer wieder, dass es extrem schwierig ist, ihn das komplette Spiel zu verteidigen. Es wird auf die Geschlossenheit unserer Mannschaft ankommen und darauf, dass er vielleicht einen schlechten Tag erwischt. Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass er trifft.

Es sieht so aus, als käme die Konkurrenz von hinten mit Macht und der FC wirkt, als taumle er dem Abgrund entgegen. Wie schafft man es als Mannschaft, sich das nötige Selbstbewusstsein zu holen? Manchmal wirkt es so, als würde das Team es über sich ergehen lassen.

Das haben wir auch angesprochen. Dass wir gewinnen und das auch nach außen zeigen wollen, ist von jedem der persönliche Anspruch. Es ist für uns wichtig, uns komplett auf die Dinge zu fokussieren, die uns stark machen. Wir müssen die grundlegenden Dinge machen, die dazu geführt haben, dass wir Punkte geholt haben, wie zum Beispiel auch in der Hinrunde gegen Dortmund. Darauf kommt es im Abstiegskampf erst recht an.

Merken die Spieler, was auf dem Spiel steht? Nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für den Trainer?

Ja, absolut. Der eine Spieler liest vielleicht mehr Zeitung als der andere. Es ist natürlich eine gewisse Anspannung da, aber die hat man im Abstiegskampf immer. Es ist wichtig, dass man im Kopf da ist und von außen nicht so viel an sich heranlässt. Vielleicht war das auch der Grund, warum die letzten Spiele nicht so gut waren, weil wir einfach zu viel an uns herangelassen haben. Mit 1860 München habe ich in meiner ersten Profi-Saison in der Relegation gespielt. Ich habe das also sogar schon mal mitgemacht. Da weiß man, was auf dem Spiel steht. Es lastet viel Druck auf einem. Die Mannschaft ist die, die es richten kann. Wir haben genug Qualität, um das zu schaffen.

Sie sagten gerade, dass man von außen nicht viel an sich heranlassen darf. Eigentlich ist das ja genau der Fall. Es kommt gerade nicht viel von außen. Es gibt keine Zuschauer im Stadion, es gibt keine Zuschauer im Training. Macht es das schwieriger, so wenig Feedback zu bekommen?

Ja, Mannschaften wie Köln, Dortmund, Frankfurt leben von ihren Fans. In knappen Spielen sind die Zuschauer normalerweise auch mit dafür verantwortlich, Spiele über die Zeit zu bringen und ein paar Prozente extra herauszuholen. Das ist gerade leider nicht der Fall.