Stefanie Wiegel ist so etwas wie die Vorzeigelehrerin in Dorsten. In ihrer Klasse an der Grünen Schule setzt sie seit gut einem Jahr ein mehrere tausend Euro teures Whiteboard samt Beamer ein, das Standard werden soll an allen Dorstener Schulen. „Ich fühle mich sehr wohl mit dieser Technik“, sagt sie.
Die Grundschullehrerin aus Wulfen-Barkenberg hatte in den vergangenen Monaten viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Schulen zu Gast, die sich die digitale Technik anschauen und erklären lassen wollten. Die wohl wichtigste Erkenntnis: „Den Kindern macht der Unterricht Spaß, sie sind viel motivierter.“
Denn das Whiteboard der neuesten Generation, nicht zu vergleichen mit denen, die dem Gymnasium Petrinum so viel Ärger bereiten, machen eine ganze Menge möglich. Lehrer und Schüler können - natürlich - auf der weißen Tafel in unterschiedlichen Farben schreiben und zeichnen. Die Lehrerin kann Unterrichtsinhalte von ihrem Tablet auf die Tafel übertragen oder Filme abspielen - auch im Parallelbetrieb, während also ein Kind an der Tafel schreibt.
Schüler und Eltern sind begeistert
„Wir haben sicherlich noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, gibt Stefanie Wiegel zu. Klar ist: Die Schüler können Unterrichtsinhalte selber gestalten und vorführen, auch mehrfach. „Es verpufft nichts mehr“, sagt Stefanie Wiegel. „Auch die Eltern sind begeistert.“
Für Susanne Diericks, Abteilungsleiterin in der Schulverwaltung, ist das Fazit der Testphase eine Bestätigung, dass die Stadtverwaltung das richtige Konzept für die IT-Ausstattung und den Ausbau der IT-Infrastruktur entwickelt hat. „Grundlage waren ja die Medienkonzepte der Schulen“, sagt sie. „Es ist bei allen pädagogischen Notwendigkeiten auch unser Ziel, einen einheitlichen und nachhaltigen Standard festzulegen.“ Genau das hatte das Gymnasium Petrinum zuletzt kritisiert.

Dirk Hülsmann glaubt, dass eine einheitliche Technik an allen Dorstener Schulen die Wartung und den Support einfachen machen. © Stefan Diebäcker
Dass alle Schulen die gleiche Technik bekommen sollen, hat für Dirk Hülsmann nur Vorteile. „Das macht die Wartung und die Hilfe bei technischen Problemen einfacher“, sagt der Sachgebietsleiter für Technischen Support. Denn das möchte die Stadtverwaltung künftig selber übernehmen und nicht mehr an Fremdfirmen vergeben. „Lange Wartezeiten wird es dann nicht mehr geben.“
„Bis jetzt funktioniert alles einwandfrei“
Sofern überhaupt etwas kaputt geht. Stefanie Wiegel hat die weiße, höhenverstellbare und ausklappbare Tafel, Digitalstifte und Beamer seit einem Jahr in Betrieb, „bis jetzt funktioniert alles einwandfrei“. Obwohl auch Kinder die Technik bedienen, die offenbar „ziemlich robust“ ist.
Der Schulausschuss an diesem Mittwoch (13. November) und der Stadtrat zwei Wochen später müssen das Konzept absegnen. Dann könnten alle Schulen in den nächsten fünf Jahren ausgestattet werden, inklusive Wlan und Tablets für alle Schüler. Fortbildungen für Lehrer sind ebenfalls in dem Konzept vorgesehen.
Nicht nur etwas für IT-Spezialisten
Die Sorgen von Kollegen, sie und ihr Unterricht könnten „technisch überfrachtet“ werden, versucht Stefanie Wiegel zu zerstreuen. „Ich hab‘s auch hinbekommen, und ich bin bestimmt kein IT-Spezialist.“ An den Fähigkeiten ihrer Schüler zweifelt sie ohnehin nicht. „Die sind alle Digital Natives und wachsen damit auf.“
Ein Kind hat seine Begeisterung über ihren Unterricht so formuliert: „Ohne Whiteboards möchte ich nicht mehr leben.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
