Holocaust-Gedenktag „Hier, wo wir jeden Tag entlanglaufen, sind schreckliche Dinge passiert“

Eine Schülerin und ein Schüler legen an der Gedenktafel am Alten Wasserturm in der östlichen Dortmunder Innenstadt einen Kranz für die Opfer des Holocaust nieder.
Eine Schülerin und ein Schüler legen an der Gedenktafel am Alten Wasserturm in der östlichen Dortmunder Innenstadt einen Kranz für die Opfer des Holocaust nieder. © Felix Guth
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Mit mehreren Veranstaltungen haben die Menschen in Dortmund der Opfer des Holocausts gedacht. Immer am 27. Januar wird dieser Gedenktag – ausgerufen von den Vereinten Nationen – begangen. Anlass ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee.

In Dortmund ist der 27. Januar nicht nur mit der Befreiung verbunden, sondern auch mit besonderem Grauen: 1000 Bürger aus dem Regierungsbezirk Arnsberg mussten sich 1942 vor der Gaststätte „Zur Börse“ einfinden.

Juden, Sinti und Roma wurden zum Südbahnhof getrieben und von dort in ein Ghetto gebracht, wo viele von ihnen starben. Der Beginn einer Reihe von Deportationen, in deren Folge viele ums Leben kamen.

Dieser Menschen gedachten Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde, Schülerinnen und Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums und des Stadtgymnasiums und Mitglieder der Bezirksvertretung Ost mit einer Kranzniederlegung an der Gedenktafel am Wasserturm.

Rund 50 Personen waren an den ehemaligen Standort des Südbahnhofs gekommen. Von hier aus wurden viele Juden in Konzentrationslager deportiert.
Rund 50 Personen waren an den ehemaligen Standort des Südbahnhofs gekommen. Von hier aus wurden viele Juden in Konzentrationslager deportiert. © Felix Guth

Die Jugendlichen trugen Biografien von jüdischen Familien vor, die Opfer des Holocausts wurden. Wo heute eines der größten Neubaugebiete Dortmunds, das Kronprinzenviertel, entsteht, begann vor 80 Jahren für Tausende der Weg in den Tod.

Viele waren in einem der „Judenhäuser“ untergebracht, in denen die Nationalsozialisten am Ostenhellweg und anderen Orten Menschen zusammenpferchten.

Von dort war der Weg zum Südbahnhof kurz. Von dort fuhren Züge, die Menschen nach Richtung Auschwitz, Majdanek oder Stutthof brachten.

Wenige konnte fliehen und überlebten – so wie Kurt Bloch, der sich in Enschede in den Niederlanden versteckte. Dortmunder Schülerinnen lasen bewegende Gedichte von Bloch vor.

„Hier, wo wir heute stehen und jeden Tag entlanglaufen, sind schreckliche Dinge passiert“, sagte ein Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums.

Aktion an der Reinoldikirche

Am Nachmittag erinnerte auch das Bündnis Dortmund gegen Rechts mit einer Kunstaktion auf dem Vorplatz der Reinoldikirche an die Auschwitz-Befreiung. Ein schwarzes Tuch mit geweißten Schuhen, von Scheinwerfern angestrahlt, bildete eine Spur zur Erinnerung an die Opfer. Dazu wurden Beiträge aus dieser Zeit gelesen.

Der Gedenktag an der Reinoldikirche in Dortmund
An der Reinoldikirche ist der Holocaust-Gedenktag mit einer besonderen Kunstaktion begangen worden. © Oliver Schaper

Die Dortmunder Stadtwerke betonten die Erinnerungskultur in ihrem Unternehmen: „Die Erinnerung an diese Menschen aufrecht zu erhalten, ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch ein Schutzmechanismus für unsere Demokratie“, sagt Harald Kraus, Arbeitsdirektor von DSW21.

Das Unternehmen unterhält ein eigenes Bildungsprogramm für seine Auszubildenden, das sich zusammen mit Borussia Dortmund und dem Fußballmuseum mit Antisemitismus beschäftigt.