Ein kleiner Vogel hat an der Unterführung Lippspieker („Der See schlägt Wellen“) Platz genommen, die Innenstadt und Stausee miteinander verbindet. Er ist nur eines der farbenfrohen Motive, die es hier seit Kurzem zu bewundern gibt. Das Krefelder Künstlerduo „Tubuku“ hat sich der einst dunklen Unterführung angenommen und ein echtes Graffiti-Kunstwerk geschaffen.
Motive mit Wiedererkennungswert
Wer die Augen wandern lässt, der entdeckt an jeder Ecke Neues. Über 330 Quadratmeter Fläche wurden gestaltet. Der Bereich außerhalb der Unterführung ist Teil des Konzeptes und ist überwiegend mit Tier- und Naturmotiven geschmückt. Den Künstlern war es wichtig, dass ihr Graffiti und die umliegende Natur ineinander übergehen und ein harmonisches Gesamtbild erzeugen.
Die Motive spiegeln Haltern als die grüne Lunge des Ruhrgebietes und sind ein Verweis auf die ausgedehnten Wälder der Haard und der Hohen Mark. Auch die Vergangenheit Halterns als römischer Stützpunkt wird in Form eines römischen Soldaten deutlich. Dass es sich bei der Unterführung um den Übergang zwischen Innenstadt und See handelt, geht aus den Motiven hervor, die für den Tunnel gewählt wurden. Beide Orte sind durch entsprechende Motive jeweils auf einer Seite aufgegriffen.
Gut einen Monat haben Jaroslaw (Jarek) Masztalerz und Alex Weigandt, die hinter dem Duo stecken, mit witterungsbedingten Pausen für die Gestaltung des Bereichs gebraucht. Die beiden sprühen ihre Motive ohne Schablone oder ähnliches und sind immer wieder über die Flächen gegangen um sie mit zahlreichen Schattierungen und Details zu versehen.
“Tubuku“ hat seine Handschrift schon mehrfach in Haltern hinterlassen
Die Arbeiten von Tubuku sind in Haltern gut bekannt: Die Künstler haben bereits die Bahnhofshalle und das Trafohaus der Stadtwerke an der Münsterstraße verschönert. Durch die Halterner Agentur Sektor-Marketing, die das Duo vertritt, kam nun die erneute Kooperation zustande. Anlass für die Verschönerungsaktion war es, dass immer wieder illegale Graffitis an der Bahnunterführung entstanden. Ein Wandbild kann Schmierereien verhindern, da sich eine bunte Fläche schlechter für Schmierereien eignet und es einen Ehrenkodex unter Sprayern gibt, der sie davon abhält, Motive von anderen zu überdecken.
Um das Graffitiprojekt zu realisieren, erhielt die Stadt eine Förderung von Vital.NRW zur Entwicklung attraktiver ländlicher Räume. Im Vorfeld hatte die Stadtverwaltung Interessierten bei einer Bürgerbeteiligung die Gelegenheit gegeben, ihre Ideen für die Bemalung der Unterführung einzubringen. Aber auch Passanten, die während der Entstehung der Graffiti-Motive vor Ort waren, hatten noch die Chance, Einfluss zunehmen. „Wir haben zum Beispiel den Hinweis bekommen, dass die Kuh einsam aussehe und haben ihr dann noch eine Herde dazu gestaltet. Und gleich hat sie glücklicher auf die Menschen gewirkt“, erläutert Künstler Jarek Masztalerz, der den Austausch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern schätzt.
Echtes Leuchtturmprojekt für die Stadt
Bürgermeister Andreas Stegemann, Baudezernent Siegfried Schweigmann und Kämmerer Dirk Meussen waren während des Entstehungsprozesses vor Ort, um ebenfalls mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und sich die Graffitis anzuschauen. „Das ist ein echtes Leuchtturmprojekt für unsere Stadt“, betonte Baudezernent Siegfried Schweigmann beim Besuch der Unterführung: „Wir freuen uns, dass wir bereits so viel positive Resonanz aus der Bevölkerung bekommen haben.“ Auch Bürgermeister Andreas Stegemann zeigte sich beeindruckt von den Resultaten aus dem Projekt: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass solche Graffitis auch an anderer Stelle eine tolle Idee wären.“