Trockener Reizhusten und Atemnot bei körperlicher Belastung. Diese Symptome passen auf einige Krankheitsbilder. Eins davon heißt „Lungenfibrose“ und bezeichnet eine fortschreitende Vernarbung der Lunge. „Häufig findet man den Auslöser gar nicht“, sagt der Chefarzt der Pneumologie im St. Sixtus-Hospital sowie der standortübergreifenden Lungenklinik Ruhrgebiet Nord, Dr. Lars Heining. Durch eine Veränderung des Lungengewebes verhärtet sich die Lunge und wird weniger dehnbar. Die Konsequenz: Weniger Lungenvolumen und eine erschwerte Atmung.
„Die Verläufe können unterschiedlich sein“, sagt Heining. „Der Vernarbungsprozess der Lunge kann sehr schnell verlaufen oder sich über Jahre und Jahrzehnte ziehen.“ Den Auslöser der Krankheit finde man oft nur durch Detektivarbeit. So können zum Beispiel Medikamente oder Allergien die Vernarbung auslösen. Bleibt die Ursache unbekannt, spricht man von einer idiopathischen Lungenfibrose. „Es gibt eine große Dunkelziffer von Leuten, die mit einer Lungenfibrose herumlaufen“, so Heining.
St.-Sixtus-Pneumologie neu im Netzwerk
Die Lungenfibrose sei unter anderem eine Manifestation von Rheuma-Erkrankungen, sagt Heining – also von Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat eines Menschen. „Rheumatische Erkrankungen sind systemisch. Das heißt, sie befallen das gesamte System beziehungsweise mehrere Organe und beschränken sich nicht auf einzelne Körperregionen.“
Deshalb ist die Pneumologie des St.-Sixtus-Hospitals seit wenigen Wochen Teil eines ASV-Netzwerks, das sich auf die Behandlung von Rheuma-Erkrankungen spezialisiert. ASV steht für „Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung“.
Austausch unter den Mitgliedern
Der Patient wird von verschiedenen Fachleuten innerhalb der Kooperation behandelt. Mit dem Krankenhaus als Teil des Netzwerks geht für den Rheuma-Patienten kein stationärer Aufenthalt einher. „Hier geht es vorrangig um die ambulante Behandlung“, sagt Heining. Die Netzwerk-Struktur aus Praxen und Kliniken biete Vorteile bei Überweisungen und dem gegenseitigen Austausch, erklärt die Unternehmenskommunikation der Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH (KKRN), zu der auch das Sixtus-Hospital gehört.
Solche medizinischen Netzwerke bilden sich, „weil sie für den Patienten zweckdienlich sind. Hier kommt das Know-How verschiedener Fachbereiche interdisziplinär zusammen, um dem Patienten mit seiner Multisystemerkrankung die bestmögliche Therapie zu bieten“, erklärt die Pressestelle.
Neuer Krankenhausplan in NRW
Das entspreche auch dem neuen Krankenhausplan des Landes, so Heining. Der Plan soll das Gesundheitssystem in NRW so umstrukturieren, dass Kliniken ihr Angebot auf bestimmte Leistungen spezialisieren und diese Behandlungen mit höherer Qualität anbieten. „Weiterhin zielen die Anordnungen darauf ab, dass Krankenhäuser immer mehr ambulante Leistungen anbieten – auch aus Kostengründen“, schreibt die Unternehmenskommunikation.
Das ASV-Netzwerk gibt es seit mehreren Jahren. Neben dem Bereich der Pneumologie am St. Sixtus-Hospital gehören auch Rheumatologen aus Vreden und Nierenärzte aus Marl dazu. „Der Aufnahmeprozess dauert lange“, erklärt Chefarzt Heining. Dafür ist die Pneumologie jetzt Teil „eines Behandlungsboards mit verkürzten Wegen und einer Kommunikation der Fachrichtungen.“
Patientendaten – „ein sensibles Thema“
Unter den verschiedenen Standorten des ASV-Netzwerks gibt es allerdings keinen uneingeschränkten Austausch von Patientendaten. „Das ist ein sensibles Thema“, sagt Heining. „So werden innerhalb des Netzwerks ausschließlich relevante Informationen untereinander zur Verfügung gestellt und das auch nur unter der Voraussetzung, dass der Patient schriftlich seine Einwilligung erklärt hat.“ Innerhalb des Netzwerks gibt es also keine gemeinsame Datenbasis, auf die alle uneingeschränkten Zugriff haben – „das würde den Datenschutzrichtlinien nicht entsprechen“, erläutert Heining.
Das erklärte Ziel: „Eine Konferenz, bei der alle an einem Tisch sitzen und das Vorgehen bei einzelnen Patienten besprechen“, sagt der Chefarzt. Das macht die Pneumologie des St.-Sixtus-Hospitals heute schon in anderen Kooperationen. Über das Internet kommen kurzfristig bis zu 15 Teilnehmer aus unterschiedlichen Städten zusammen, die über einzelne Fälle diskutieren. „Das hat uns die Corona-Pandemie beigebracht.“