Bill Clinton / James Patterson: „The President Is Missing“

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Bill Clinton ist bekanntlich selbst vom (Präsidenten-) Fach. Er führte die Vereinigten Staaten von Amerika von 1993 bis 2001. James Patterson gilt nach Bestsellern wie „… denn zum Küssen sind sie da“ als einer der bekanntesten Thriller-Autoren der Welt.

Clinton und Patterson (beide 71) kennen sich vom Golfspielen, der Anwalt und Freund Robert Barnett hatte die Idee, das Buch dürfte ein gutes Geschäft werden. Denn neugierig ist man doch – egal, ob die Werbung vom „Dream Team“ schwärmt oder Kritiker das Ergebnis „unfassbar schlecht“ (Süddeutsche Zeitung) finden.

In der zweiten Hälfte ist der Roman schwächer

Doch dann entpuppt sich die erste Hälfte von „The President Is Missing“ als überraschend spannend, action- und einfallsreich – etwa beim Attentat auf einer Brücke. Allerdings geht dem Roman in der zweiten Hälfte deutlich die Puste aus.

Die Handlung spielt an nur fünf Tagen im Mai, in denen der US-Präsident Jon Duncan auf der Jagd nach einem Cyberterroristen von der Bildfläche verschwindet. Nach einem raffiniert erzählten Auftakt nimmt nämlich der ehemalige Kriegsheld Duncan die Suche nach dem gefährlichen Suliman Cindoruk selbst in die Hand.

Ein Supermann

Ständig verfolgt von einer Auftragsmörderin, löst der Präsident das Cybervirus-Problem fast im Alleingang (total unglaubhaft) und entlarvt schließlich einen Verräter im Weißen Haus (wirklich überraschend).

Ein Supermann also, wie wir ihn alle gerne hätten und wie es Bill Clinton vielleicht gern gewesen wäre. Wer sich von dem Ex-Präsidenten allerdings tiefere Einblicke in die Gänge unter dem Weißen Haus erhofft, wird enttäuscht.

Anti-Trump-Thriller

Und die politischen Sonntagsreden (tja, welcher von beiden Autoren hat die wohl geschrieben?) nerven etwas. Allerdings wenden sich die liberalen Positionen des Buches so stark gegen den Amtsinhaber Donald Trump, dass sie uns Lesern schon wieder sympathisch sind.

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