Hans-Peter Noll/Rolf Kiesendahl: „Das unbekannte Ruhrgebiet“

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Wieder ein Erklärbuch zum Ruhrgebiet, möchte man urteilen. Schon Viele haben versucht, zu vermitteln, dass die Metropolregion gar nicht so grau und verrußt ist wie ihr Ruf. Und dann hat der Ellert & Richter Verlag sogar schon 2015 einen Ruhrgebiets-Band herausgegeben.

Der aktuelle Titel „Das unbekannte Ruhrgebiet“ erinnert in Anspielung auf die Nachbergbauzeit zudem an Merkels „Neuland“: Schließlich ist die Ruhrgebietsindustrie längst der Industriekultur gewichen, und das gesellschaftsrelevante Ende der Kohlenförderung liegt gefühlt Jahrzehnte zurück. Doch das Buch schafft tatsächlich neue Perspektiven.

Kein Cover für Zollverein

Das funktioniert vor allem über die Fotografien des eher unbekannten Architekturfotografen und Stadtplaners Thomas Robbin. Von ihm stammen die meisten der 83 teils doppelseitigen Abbildungen im Buch.

Er hat bewusst Orte abgelichtet, an denen nicht die Klassiker aus dem Touri-Prospekt stehen: Das beginnt bereits beim Buchcover, das statt Zollverein den Förderturm der Hertener Zeche Ewald zeigt – also eher unbekannt. Ganz auf die Highlights verzichtet der Band dann doch nicht, so sind auch das Dortmunder U, der Gasometer Oberhausen und der Bottroper Tetraeder dabei.

Aus der Vogelperspektive

Aus der Vogelperspektive fängt Robbin die Szenerie einer Schleuse ein. Exemplarisch steht sie für das dichte Verkehrsnetz der Region.

Auf den Fotografen passt der Titel ausgezeichnet: Robbin hat das Ruhrgebiet im Studium kennengelernt und verfolgt dessen Wandel seit 25 Jahren.

Veränderte Identität

Die veränderte Identität der Region hin zum Stolz auf die große Montan-Vergangenheit hat er in den Fotos mit stimmungsvollem Licht eingefangen. „Das ist eine spannende Region, die sich nicht hinter Hamburg oder Berlin verstecken muss“, sagt Rolf Kiesendahl, der mit dem Stiftungsvorstand von Zollverein, Hans-Peter Noll, die kurzen Texte zu den Bildern verfasst hat. Mit dem Band hofft Noll, Menschen zu ermuntern, auf Entdeckungstour zu gehen.