Neu bei Netflix: In „Sky Rojo“ rechnen die Killermiezen von Teneriffa ab
Mit der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ haben Álex Pina und seine Co-Autorin Esther Martinez Lobato einen Dauerbrenner gezündet, der demnächst in die fünfte Staffel geht. Offensichtlich ermuntert durch diesen Hit drehen sie mit „Sky Rojo“ das Rad ihrer Fantasie noch weiter – in Richtung Sex & Crime & Rock‘n‘Roll: Die Serie erzählt von drei Prostituierten, die ihrem Zuhälter erst die Rübe einschlagen und dann vor ihm fliehen.
Genüssliche Brutalitäten treffen Pikantes aus dem Bordell, alles abgeschmeckt mit einem Party-tauglichen Soundtrack aus Lärmgitarren, Retro-Pop, Hip-Hop. Das erinnert an den fröhlichen Sarkasmus eines Quentin Tarantino oder Guy Ritchie, die leichtgeschürzten Grazien könnten Schwestern der Frauen aus Zack Snyders „Sucker Punch“ sein.
Tarantino nachgeplappert
Solche Vergleiche greifen aber zu hoch. „Sky Rojo“ ist zwar eine Groschenheft-Fantasie (Pulp Fiction) in Stil und Sujet, wirkt aber bloß wie ein nachgeplapperter Tarantino.
Krawallig knallig wie die erste Staffel daherkommt, hätte sie auch einen richtig dämlichen Titel verdient, wie früher am Bahnhof die Schmuddelfilme: „Huren-Report: Die Killermiezen von Teneriffa“. Auf dem Werbeplakat wären Sexbomben in kurzen Röckchen zu sehen, mit Waffen in der Hand.
Entkommen unmöglich
Coral (Verónica Sánchez), Gina (Yany Prado) und die blondierte Wendy (Lali Espósito) schaffen in einem Bordell auf Teneriffa an. Ihr Boss nahm ihnen die Pässe ab, alle Frauen stehen bei ihm in der Kreide. Entkommen scheint unmöglich. Bis das Trio seinen Peiniger aus Notwehr ins Krankenhaus prügelt und davonbraust.
Dass „Sky Rojo“ im Subtext das Elend der Zwangsprostitution verhandele, entlarvt sich als Schutzbehauptung. Männer sind Schweine, sagt die Serie, um im gleichen Atem die Frauen als halbnacktes „Material“ in Szene zu setzen. Humor und ironische Brechung sind Fehlanzeige in dieser Rache-Revue, die sich trotz Grübeleien aus dem Off als „no brainer“ erweist, grellbunt, aber hirnlos.