Menschen verschiedenen Alters, die gemeinsam leben, Nachbarn sind, sich helfen. Das ist die Idee von Mehrgenerationenwohnprojekten. „Gemeinschaftliches Wohnen in Nordkirchen“ heißt der Verein, der sich im Juni 2019 gegründet hat.
„Wir haben aktuell zehn Mitglieder und hoffen, dass wir noch wachsen“, sagt der Initiator des Projekts, Wolfgang Bille.
Bille hat bereits ein ähnliches Wohnprojekt in Werne mitbegleitet: das Projekt LebensArt, das 2011 realisiert worden ist. Er selbst lebt dort nicht, sondern sein 26-jähriger Sohn, der eine Behinderung hat. Deshalb ist integratives und generationenübergreifendes Wohnen dem 56-Jährigen auch so wichtig.
Die Wohnform der Zukunft
„Es ist die Wohnform der Zukunft“, ist Bille überzeugt. Die Wohnform provoziere Nachbarschaft, „es ist ein Weg, sich zu begegnen.“ Ein Gegenweg zum anonymen Wohnen in großen Wohnkomplexen gewissermaßen.
Für ein entsprechendes Projekt in Nordkirchen steht aktuell ein Grundstück zum Verkauf: Auf dem Grundstück Am Gobach 8, in der Nähe von Tennisplatz und Gesamtschule, steht aktuell ein zweigeschossiges Wohngebäude. Das würde der Verein laut Plänen, die im Nordkirchener Bauausschuss am 29. Oktober vorgestellt wurden, auch gern übernehmen.

Die ersten Mitglieder des Vereins Gemeinschaftliches Wohnen in Nordkirchen bei einem Treffen im Sommer. Wolfgang Bille ist ebenfalls dabei (2.v.r.). © Bille
Dort könnte den Plänen zufolge im Erdgeschoss ein Gemeinschaftsraum entstehen, im Obergeschoss könnten Wohnungen für Hausgäste entstehen. Zudem könnten auf dem insgesamt 9.400 Quadratmeter großem Gelände zwei weitere Gebäude platziert werden. Dort sollen rund 24 barrierefreie Wohnungen in unterschiedlichen Größen - zwischen 65 und 110 Quadratmeter - entstehen. So soll das gemeinschaftliche Wohnprojekt „mittendrin“ entstehen, mit frei finanzierten Wohnungen, öffentlich geförderten Wohnungen und einer Wohngruppe für Heranwachsende mit Betreuungsbedarf.
Noch keine Kosten festgelegt
Wie teuer das Projekt am Ende werden könnte, vermag Wolfgang Bille noch nicht zu sagen. Das Grundstück sei ideal, sagt Bille. Aber die Vorstellung der Pläne in Ausschuss und Rat seien „ein erster Aufschlag.“ „Wir wollten erst mal abwarten, wie die Gemeinde dazu steht“, sagt Bille.
Im Ausschuss hatten die Parteien viel Lob für das Projekt zu vergeben. „Unserer Meinung nach kann das ein Leuchtturmprojekt über die Grenzen Nordkirchens hinaus werden“, sagte Bürgermeister Dietmar Bergmann bei der Sitzung. Für eine entsprechende Änderung im Bebauungsplan „Plasch“ sprachen sich die Mitglieder in der Ratssitzung für eine entsprechende Änderung aus.
Bisher seien alle Mitglieder aus Nordkirchen, erklärt Bille. Vom Alter sind die Mitglieder des Vereins tatsächlich bunt verteilt. Das jüngste Mitglied ist 23 Jahre alt, das älteste 60.
Wer mit dem Verein „Gemeinschaftliches Wohnen in Nordkirchen“ in Kontakt treten möchte, kann sich bei Wolfgang Bille unter der Tel. (0176) 50724959 melden.
„Solchen Wohnprojekten liegt die Idee des selbstbestimmten, individuellen Wohnens bei gleichzeitiger Erfahrung von Gemeinschaftlichkeit zugrunde“, heißt es auf der Seite „Zuhause im Alter“ vom Bundesfamilienminsterium. Dort gibt es auch eine Projektdatenbank mit Wohnprojekten, die geplant sind und einen umfangreichen Wissenspool, was zu beachten ist.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
