Rio, Venedig, Köln und Olfen. Richtig gelesen. Es braucht keine Weltmetropole, um den Karneval richtig zu zelebrieren. Das bekommen die Einwohner in Olfen jedes Jahr aufs Neue auch so hin. Nur dieses Jahr litt der A-Kreisligist SuS Olfen besonders unter den Feierlichkeiten.
„Die Jungs haben Karneval gefeiert und haben sich einen grippalen Infekt geholt, der einmal durch die gesamte Mannschaft ging“, beschreibt Olfens Trainer Patrick Linnemann und hat die Folgen so nicht kommen sehen. „In meinem ersten Jahr als Trainer ist der Karneval aufgrund von Corona ausgefallen. Dieses Jahr war es dann so weit. Ich hatte bisher immer nur davon gehört, wie sehr die Menschen Karneval hier feiern.“
Doch dann der Schock. Immer mehr Spieler meldeten sich krank und der Start in die Rückrunde der Kreisliga A gestaltete sich immer schwerer. „Beim Spiel gegen Hausdülmen hatten wir Probleme, elf Mann zusammen zu bekommen“, so der Coach und suchte vergebens nach Spielern für das Meisterschaftsspiel.
Am Ende trommelte Linnemann elf Mann zusammen, die knapp mit 3:4 verloren. Für Linnemann war das Ergebnis in diesem Fall aber zweitrangig: „Da haben Leute gespielt, die hätten gesundheitlich gar nicht auf dem Platz stehen dürfen. Die waren die meiste Zeit damit beschäftigt, ihren Kreislauf aufrecht zu erhalten.“
Saisonziele nicht gefährdet
Linnemann weiß jedoch, dass es ihm und dem Team nächstes Jahr wieder genauso ergehen könnte. Das versucht er allerdings zu verhindern. Ein Karnevalsverbot wird es aber nicht geben. „Ich überlege schon, wie ich das nächstes Jahr hinbekomme, dass es uns nicht wieder so trifft.“
Linnemann kommt dabei sogar auf kreative Ideen, um seine Spieler zu schützen: „Vielleicht sage ich den Jungs, dass sie sich als Arzt verkleiden sollen und eine Maske aufsetzen“, sagt der Trainer und lacht. Dass er den Jungs das Feiern nicht verbieten kann, weiß er selbst. Dafür ist die Narrenzeit in Olfen zu heilig: „Karneval ist in Olfen wie eine zweite Religion.“
Auch wenn Olfen drei Niederlagen in Serie kassierte, aufgrund des unterbesetzten Kaders sind die Saisonziele im Großen nicht gefährdet. „Wir spielen zwar etwas unter unseren Erwartungen. Aber wir haben damals das Team neu aufstellen müssen. Somit war das Ziel, eine gefestigte Mannschaft für die Liga zu formen und das haben wir geschafft. Allerdings fehlen uns die Punkte, die wir liegen gelassen haben, für einen fünften Platz.“
Linnemann nimmt die Situation mit Humor. „Der 1. FC Köln und Olfen haben nicht nur die Sportart und den Karneval gemeinsam, sondern auch die sportlichen Ergebnisse nach Karneval.“ Die Misere ist jedenfalls vorbei. Am vergangenen Dienstag konnte Linnemann erstmals seit Langem wieder auf circa 90 Prozent des Kaders zugreifen. Das spiegelte sich auch im Ligabetrieb wider. Die Olfener gewannen erstmals seit drei Spielen wieder mit 2:0 und beendeten somit die Karnevalsmisere.