Neues Urteil im Missbrauchskomplex Münster – Richterin: Junge wurde Stück für Stück zerstört

In einer Kleingartenkolonie am Stadtrand von Münster stand eine Gartenlaube, die einer der Haupttatorte im Missbrauchskomplex war. Die Laube wurde abgerissen. © picture alliance/dpa
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Das Landgericht Neubrandenburg hat einen Mann wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs zu acht Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Die Jugendschutzkammer behielt sich zudem vor, wegen der ausgeprägten pädosexuellen Neigung später noch über eine mögliche Sicherungsverwahrung zu entscheiden, wie Richterin Daniela Lieschke am Donnerstag (21.10.) sagte.

Ermittlungen gegen mehr als 50 Männer

Der Fall des 36-Jährigen steht im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Münster, bei dem gegen mehr als 50 Männer wegen schweren Kindesmissbrauchs ermittelt wurde und noch wird.

Die Kammer sei überzeugt, dass der Verurteilte im Jahr 2019 mehrfach den neunjährigen Stiefsohn eines Mannes aus Münster missbraucht und das mit diesem auch detailliert geplant hatte, erklärte die Richterin. Der Verurteilte kommt aus Ueckermünde im Kreis Vorpommern-Greifswald.

„Körperlich und seelisch zerstört“

Die Männer hätten sich in einschlägigen Internetchats kennengelernt, sich in Ueckermünde getroffen und manches auch gefilmt. „Sie haben dazu beigetragen, dass der Junge Stück für Stück körperlich und seelisch zerstört wurde“, sagte Lieschke.

Der Verurteilte hatte vor Gericht geschwiegen. Die Kammer hatte die Vorfälle aber dank der Ermittler, Internetchats und Videos rekonstruieren können, wie es hieß.

dpa