Viele wird es freuen, andere hassen sie und/oder befürchten einen schlechten Schlaf in den Tagen danach: Am Sonntag (30. Oktober) werden die Uhren wieder von Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt. Sie werden also in der Nacht von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt. Wir haben dazu einige spannende Fakten und populäre Irrtümer zusammengetragen – denn die Umstellung der Zeit bewegt die Menschen seit Langem.
1. Irrtum: Es gibt eine „Winterzeit“
Die „Winterzeit“, wie sie im Volksmund genannt wird und mittlerweile sich fest als Begriff etabliert hat, gibt es als eigenständige Zeit eigentlich nicht – sie ist die „Normalzeit“. Die Sommerzeit ist die abweichende Zeit.
2. Fakt: Die Zeitumstellung hat Einfluss auf Biorhythmus
Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, aber auch Gereiztheit und
depressive Verstimmungen können nach einer Zeitumstellung auftreten. Von gesundheitlichen Problemen war fast jeder Dritte in Deutschland durch den „Mini-Jetlag“ schon einmal betroffen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. Die innere Uhr des Menschen gerät aus dem Gleichgewicht, wenn die Uhr zurück- oder vorgestellt wird. Eine verlorene oder hinzugewonnene Stunde kann den Körper nachhaltig durcheinanderbringen. Hauptsächlich treten Probleme bei der Umstellung auf die Sommerzeit auf.
Der nun ermittelte Wert ist laut Krankenkasse der höchste der vergangenen zehn Jahre – Tendenz steigend. Frauen leiden demnach mit 40 Prozent fast doppelt so häufig unter Gesundheitsproblemen im Zuge der Zeitumstellung wie Männer (23 Prozent).
3. Irrtum: Die Sommerzeit ist eine Erfindung des 21. Jahrhunderts
In der Bundesrepublik Deutschland sowie fast zeitgleich in der DDR wurde die Sommerzeit im Jahr 1980 als Reaktion auf die Ölkrise eingeführt, um Energie zu sparen. Ziel der 1980 wieder eingeführten Umstellung ist es, das Tageslicht besser ausnutzen zu können. Doch die Idee einer staatlich eingeführten Sommerzeit kam schon Ende des 19. Jahrhunderts auf. Erstmals wurde sie am 30. April 1916 im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn eingeführt. Das sollte im Ersten Weltkrieg für Energieeinsparungen sorgen. Andere europäische Länder, darunter die Kriegsgegner Großbritannien und Frankreich, führten die Sommerzeit ebenfalls ein.
1919 wurde sie während der Weimarer Republik in Deutschland wieder abgeschafft. 1940, während des Zweiten Weltkriegs, wurde sie dann wieder eingeführt – auch in den besetzten Gebieten. 1949 kehrten die beiden deutschen Staaten wieder zur Normalzeit zurück.
4. Irrtum: Durch die Zeitumstellung wird Energie eingespart
Ziel der 1980 wieder eingeführten Umstellung ist es, das Tageslicht besser ausnutzen zu können. Kritiker zweifeln den Energiespareffekt aber immer wieder an. Laut Bundesumweltamt werde während der Sommerzeit zwar abends elektrisches Licht eingespart, morgens aber dafür umso mehr geheizt. 2015 wurden in Deutschland 530,6 Terawattstunden (1 TW = 1 Billion Kilowatt/kWh) Strom verbraucht. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch pro Kopf lag 2014 bei 1654 Kilowattstunden, kWh. Wie ein Gutachten für den Bundestag analysierte, werden durch die Umstellung auf die Sommerzeit gerade mal 0,21 Prozent Strom im Jahr eingespart.
5. Fakt: In der EU gilt überall die gleiche Sommerzeit
1996 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht. Seitdem gilt die Sommerzeit in Deutschland einen Monat länger (letzter Sonntag im März bis letzter Sonntag im Oktober statt September).
Für eine endgültige Abschaffung wäre den Angaben zufolge ein Beschluss des Rats der Europäischen Union nötig.
6. Fakt: Alle Funkuhren hören auf ein Signal
Das Signal für die automatische Umstellung der Uhren in Deutschland geht von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt aus. Die Experten des Instituts sorgen dafür, dass über einen Langwellensender mit Namen DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt/Main Funkuhren, Bahnhofsuhren und viele Uhren der Industrie mit dem Signal versorgt werden. Die Bundesanstalt sorgt dafür, dass zweimal im Jahr die Zeit umgestellt wird. Das läuft automatisiert, wird aber in der Nacht überwacht. Zwar gibt es Backup-Systeme, aber um Verzögerungen zu vermeiden, wenn bei Problemen erst jemand aus dem Schlaf geklingelt werden muss, hat ein Experte alles im Blick.
7. Irrtum: Die Sommerzeit ist schon abgeschafft
Die Zeitumstellung sollte in der Europäischen Union eigentlich schon Geschichte sein. Doch ein rasches Ende ist nicht in Sicht. Warum eigentlich? Ein Sprecher der EU-Kommission sagte dazu im vergangenen Jahr: „Diese Frage zur saisonalen Zeitumstellung ist auch eine saisonale Frage, die wir zweimal im Jahr jeweils vor der Zeitumstellung erhalten.“ Wie schon sechs Monate zuvor, könne er nur wiederholen, was er vor sechs Monaten wiederholt habe: „Der Ball liegt nun im Feld der Mitgliedsstaaten.“
2018 befragte die EU-Kommission die Bürger zu dem Thema. 84 Prozent waren für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. In Deutschland war die Zustimmung besonders groß. Der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete noch im gleichen Jahr ein Ende der Zeitumstellung: „Die Menschen wollen das, wir machen das“, sagte er. Doch es gibt sie noch immer. Der Grund: Die EU-Länder müssen klären, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Bislang gibt es jedoch keine gemeinsame Position.
mit dpa