Pro & Contra: Fußballgucken mit der Familie – die Hölle oder ein Muss?
Jörg Bauerfeld: Fußball ist kein Kaffeeklatsch
Also, wie fange ich am besten an, ohne jemandem auf die Füße zu treten? Ich habe euch alle lieb. Meine Verwandtschaft, meine Freunde und deren Anhang. Das mal vorweg. Nur, wenn’s um Fußball im Fernsehen geht, da bin ich not amused, wenn zu viele mit vor dem Schirm hocken, die nicht wirklich Interesse zeigen. Ich bin dann nämlich kein Erklärbär, sondern Fan. Ein Fan redet nicht über Dinge, die mit dem runden Leder nun mal gar nichts zu tun haben.
Boah, wie das nervt. Meine Frau kennt das mittlerweile. Es ist Fußball, also bitte nicht stören. Beim Spiel gegen Ungarn waren wir bei Freunden. Erst Grillen, dann Spiel schauen. Man trifft sich, quatscht und glüht vor. Den Grill und sich selbst – wie im Stadion eben. Meine Frau war auch mit, wie so oft. Aber sie hat dann ihr eigenes Ritual, während die Herren und die Damen, die Fußball-affin sind, sich aufs Spiel konzentrieren, liest sie ein Buch.
Sie hat sich darauf eingestellt, dass ich die 90 Minuten dann nicht ansprechbar bin. Bei mir steht das Spiel im Mittelpunkt – wenn ich schon mal schaue. Was bei der Nationalmannschaft nicht immer der Fall ist. Ich bin eigentlich Stadiongänger.
Deshalb macht mich vor der Glotze auch eine leise Unterhaltung von mehreren anwesenden Damen im Hintergrund völlig fertig. Es ist so ein Säuseln im Nacken. Das geht oftmals schnell, wenn auf dem Spielfeld mal nicht viel passiert – wie im Spiel gegen Ungarn. Erweitert mit dem ein oder anderen Zwischenruf: „Ist das nicht der Hummels? Was macht denn wohl jetzt seine Freundin?“
Wen interessiert so was, wenn Toni Kroos seinen mittlerweile 15. Fehlpass spielt? Ne, im Ernst. Fußball mit der Familie geht bei uns nur mit den Schwagern. Die Schwägerinnen ziehen sich zuvor zurück, die Schwiegereltern haben nix mit dem runden Leder am Hut.