Spektakulärer Umzug vor 40 Jahren Vereinsheim in Werner Kleingarten war mal die Stadtbücherei

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Josef Quante und Karl Lülf stehen vor dem Vereinsheim des Kleingärtnervereins am Bellingholz.
Nach 40 Jahren hat man im Kleingärtnerverein "Am Bellingholz" das alte Stadtbücherei-Schild wieder am Vereinsheim angebracht. © Philipp Thießen
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Der Kleingärtnerverein „Am Bellingholz“ feiert in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum des eigenen Vereinsheims. Doch es ist nicht einfach nur ein normales Vereinsheim. Es ist der ehemalige Bauamtspavillon der alten Stadtbücherei in Werne, die Mitte der 70er-Jahre am Griesetorn untergebracht war – dort, wo sich heute der große Parkplatz am K+K-Supermarkt befindet.

Doch erst einmal von vorne: Von 1974 bis ins Jahr 1983 war die alte Stadtbücherei in besagtem Pavillon untergebracht. Es war nach der Niederlassung im damals neugebauten Jugend- und Sportheim an der Freiherr-von-Stein-Straße bereits der zweite provisorische Standort. 1983 zog die Bücherei dann ins Alte Steinhaus, wo sie sich heute noch befindet.

Der ehemalige Bauamtspavillon stand bis 1983 am Griesetorn, ehe er dann umzog und heute noch als Vereinsheim im Einsatz ist.
Der ehemalige Bauamtspavillon stand bis 1983 am Griesetorn, ehe er dann umzog und heute noch als Vereinsheim im Einsatz ist. © Archiv Stadtmuseum

Stadt schenkt Verein den Pavillon

Josef Quante, damals 40 Jahre alt und Gründungsmitglied des Kleingärtnervereins, erinnert sich: „Ursprünglich sollte der Pavillon abgerissen werden.“ Doch so weit kam es nicht, denn: Der im Jahre 1979 gegründete Verein hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein eigenes Vereinsheim. Da kam die Idee, den alten Pavillon zu übernehmen.

Quante: „Der damalige Bürgermeister Franzjosef Grube hat sich dann für uns eingesetzt. Wir haben ihm viel zu verdanken.“ So kam es, dass der Pavillon eben nicht abgerissen wurde – der Kleingartenverein bekam das Gebäude kurzerhand geschenkt. Um den Transport mussten sich die Hobbygärtner aber selbst kümmern. Quante weiß heute noch: „Das waren große Stücke, das Dach aus Holz. Der Pavillon musste komplett abgebaut und wieder komplett aufgebaut werden.“ Zeitweise seien sie mit rund zehn Mann am Werk gewesen, manchmal war schlechtes Wetter und es regnete ins Dach hinein. Darüber hinaus opferten sie zum Teil ihren wohlverdienten Urlaub für den Umzug.

Hilfe gab es von einem Bauern, der den Hobbygärtnern unter die Arme griff. „Der Bauer hat alles rübergefahren. Ein Drittel des Gebäudes hat er für einen Stall selbst mitgenommen. Er war froh, wir waren froh – und die Stadt war auch froh“. Die musste sich schließlich nicht mehr selbst um den Abriss kümmern – eine Win-Win-Win-Situation.

Gründungsmitglied Josef Quante hat vor 40 Jahren fleißig beim Ab- und Aufbau geholfen, wie ein
Gründungsmitglied Josef Quante hat vor 40 Jahren fleißig beim Ab- und Aufbau geholfen, wie ein „Beweisfoto“ in der Zeitung zeigt. © Philipp Thießen

Viele Renovierungen über die Jahre

Ein paar Jahre später begann man im Verein dann, den Pavillon nach und nach zu renovieren. „Dafür brauchte man aber natürlich erst einmal Geld“, sagt Quante. Es folgten ein neuer Boden, eine neue Heizung, neue Toiletten. Darüber hinaus bekam das damalige Holzhaus vor knapp 30 Jahren eine neue Außenfassade und wurde mit den noch heute bestehenden roten Ziegeln geklinkert.

Erst vor Kurzem hat der große Raum im Vereinsheim, der auch für Hochzeiten und Geburtstage vermietet wird, einen neuen Anstrich bekommen. Das war auch nötig: Vereinsvorsitzender Karl Lülf erzählt schmunzelnd: „Früher, als es noch erlaubt war, wurde hier drin geraucht – die Decken waren deshalb goldgelb.“ Jetzt strahlen sie in einem frischen Weiß.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich im Vereinsheim einiges getan, vieles wurde renoviert.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich im Vereinsheim einiges getan, vieles wurde renoviert, so wie der große Vereinsraum. © Philipp Thießen

Besondere Überbleibsel von damals

Ein Überbleibsel des spekatkulären Umzugs von damals findet sich noch in der Kleingartenanlage: Eine alte Schubkarre, die unter anderem für das Anmischen von Beton genutzt wurde, fungiert heute in den wärmeren Monaten als Blumenbeet.

Ein weiteres Überbleibsel war indes für längere Zeit verschwunden: Ein kleines schwarzes Schild mit der Aufschrift „Stadtbücherei“. Das hatte Quante damals erst einmal abgeschraubt und in eine Schublade gelegt. Und darin blieb es auch für lange Zeit liegen – bis heute, denn: Vor Kurzem hat der 80-Jährige das Schild zufällig wieder ausgegraben. Und weil man – damals wie heute – der Stadt Werne dankbar für das besondere Geschenk ist, hat Quante das Schild kurzerhand wieder am Vereinsheim angebracht.

Ein kleines Andenken an den spektakulären Umzug findet sich noch heute in der Kleingartenanlage: eine alte Schubkarre, in der damals Beton angerührt wurde.
Ein kleines Andenken an den spektakulären Umzug findet sich noch heute in der Kleingartenanlage: eine alte Schubkarre, in der damals Beton angerührt wurde. © Philipp Thießen